Der BesD e. V. stellt sich vor – Selbstbestimmte Sexarbeit

BesD e. V. – Die Interessenvertretung der Sexarbeitenden in Deutschland

Der Berufsverband für erotische und sexuelle Dienstleistungen e.V. (BesD e.V.) wurde 2013 in Köln von und für Sexarbeiter:innen gegründet. Der Verband entstand als Reaktion auf verschärfte Gesetzesdebatten und tief verwurzelte Vorurteile gegenüber der Sexarbeit. Seit seiner Gründung arbeitet der BesD e.V. konsequent daran, die Rechte und Arbeitsbedingungen von Menschen in der Sexarbeit in Deutschland zu verbessern und für deren Interessen gegenüber Medien, Politik und Gesellschaft einzutreten.

UNSERE ZIELE UND AUFGABEN

Wir fordern die rechtliche Gleichstellung von Sexarbeit mit anderen Berufen im Bestreben, sichere sowie selbstbestimmte Arbeitsbedingungen in allen Bereichen der Branche zu etablieren sowie Lösungen für Missstände jenseits von Verboten zu finden.

Politische Interessenvertretung
Mitglieder des BesD e.V. nehmen an Arbeitskreisen teil, laden zu für Sexarbeitspolitik relevanten Veranstaltungen ein, schreiben Newsletter, schreiben Stellungnahmen und suchen den offenen Dialog mit politischen Entscheidungsträger:innen.

Aufklärung und Information
Unser Ziel ist es, ein differenziertes und realistisches Bild von Sexarbeit zu vermitteln. Über Pressearbeit, öffentliche Veranstaltungen und eine aktive Präsenz in den sozialen Medien tragen wir dazu bei, Vorurteile abzubauen und eine sachliche Diskussion über die tatsächlichen Lebens- und Arbeitsrealitäten von Sexarbeitenden zu fördern.

Peer-to-Peer-Unterstützung
Der BesD e.V. besteht ausschließlich aus Menschen, die selbst in der Sexarbeit tätig sind oder waren. In Workshops, Diskussionsrunden und Messenger-Foren tauschen Mitglieder praktisches Wissen und persönliche Erfahrungen aus, unterstützen sich gegenseitig und netzwerken untereinander.

UNSERE ARBEIT … AKTIV GEGEN DISKRIMINIERUNG UND DAS NORDISCHE MODELL

Ein zum jetzigen Zeitpunkt wieder akutes Anliegen des BesD e.V. ist das Verhindern eines Sexkaufverbots für Deutschland:

  • Erhöhte Gefahr: Durch die Kriminalisierung der Kundschaft werden Sexarbeitende in unsichere und oft verdeckte Arbeitsumgebungen gedrängt, was das Risiko von Gewalt und Ausbeutung erheblich erhöht.
  • Einschränkung der Selbstbestimmung: Die Restriktionen erschweren es, Kunden im Vorfeld zu überprüfen, drücken die Preise, erhöhen damit den Druck und verringern die Chance, stabile, sichere Arbeitsbedingungen zu schaffen.
  • Stigmatisierung: Sexarbeitende werden pauschal als Opfer dargestellt und Sexarbeit geächtet, was gesellschaftlich zu weiterer Ausgrenzung führt.
  • Gesundheitliche Folgen: Unsichere Arbeitsverhältnisse und das Fehlen eines sozialen Netzes erschweren den Zugang zu medizinischer Betreuung und begünstigen gesundheitliche Risiken, unter anderem im Hinblick auf sexuell übertragbare Krankheiten.

Wir sprechen uns klar gegen ein Nordisches Modell aus, das die Rechte und die Sicherheit von Betroffenen weiter einschränkt. Statt dessen setzen wir auf praxisnahe Lösungsansätze, die die Lebenswirklichkeit von Sexarbeitenden nachhaltig verbessern können.

GEMEINSAM STARK … MIT RECHTEN STATT VERBOTEN

Mit über 1.000 Mitgliedern ist der BesD e.V. heute der größte Verbund an Sexarbeitenden in Europa. Der Verband wird als Berufsvertretung nicht staatlich gefördert und basiert auf ehrenamtlicher Mitarbeit, sowie privaten Spenden. Indem wir weiter für die Rechte, die Sicherheit und die Selbstbestimmung von Sexarbeitenden eintreten, wollen wir eine Zukunft gestalten, in der Sexarbeit als Tätigkeit weniger stigmatisiert ist, Prostituierte nicht mehr automatisch als Schimpfwort gilt und in der Ausbeutung und Missstände in der Branche effektiver bekämpft werden – durch mehr Rechte, statt Verbote!

BesD e.V.: Wir lehnen ein Sexkaufverbot ab!

Während der Pandemie war die Ausübung bestimmter körpernaher Dienstleistungen verboten – auch Sexarbeit. Dieses Verbot führte zu einem Preisverfall sowie zu mehr Gewalterfahrungen. Hier kam es auch zu mehr Anfragen nach Sex ohne Kondom, wie eine Untersuchung des Kriminologischen Instituts Niedersachsens zeigt. Würde nun die Nachfrage kriminalisiert, indem die Inanspruchnahme der Dienstleistung unter Strafe stünde, hätte dies ähnliche Folgen – und gefährliche Auswirkungen auf Sexarbeitende.

Deshalb erachten wir vom Berufsverband ein sogenanntes „Sexkaufverbot“ oder auch „Nordisches Modell“ als gefährlich. Es würde genau den Menschen schaden, die es schützen soll. Die Bezeichnung suggeriert zudem fälschlicherweise, dass sich die Kriminalisierung nur auf die Kundschaft auswirkt, ohne negative Folgen für Sexarbeitende selbst – eine Annahme, die Studien klar widerlegen.

Die Studie „Bedarfe der Menschen in der Sexarbeit“ der Deutschen Aidshilfe e.V. aus dem Jahr 2024 untersuchte die gesundheitlichen Bedarfe von Sexarbeitenden in Deutschland. Sie betont die Notwendigkeit von Unterstützungsangeboten und den Zugang zu Gesundheitsdiensten, insbesondere für marginalisierte Gruppen innerhalb der Sexarbeitenden. Ein Verbot und die Verdrängung in die Illegalität wären fatal.

Aktuell läuft die Evaluation des Prostituiertenschutzgesetzes durch das Kriminologische Institut Niedersachsen. Diese unabhängige Untersuchung wird fundierte Ergebnisse liefern. Wir Sexarbeitende appellieren an die Politik, die Evaluation als Grundlage für eine effektive Überarbeitung des ProstSchG zu verwenden.

Zudem fordern wir:

1. Gleichstellung mit anderen Berufen: Sexarbeit sollte rechtlich und gesellschaftlich als regulärer Beruf anerkannt werden, mit entsprechenden Rechten und Pflichten. Sonderregelungen wie die hochstigmatisierende Anmeldepflicht für Sexarbeitende oder die Sperrbezirksverordnungen der Länder müssen abgeschafft werden.

2. Entstigmatisierung der Branche: Eine Gleichstellung hilft, das Stigma, das Sexarbeit noch immer anhaftet, auf gesellschaftlicher Ebene abzubauen.

3. Enttabuisierung von Sexualität und Sexarbeit: Eine offene Diskussion über Sexualität und Sexarbeit trägt dazu bei, sexuelle Gesundheit wie mentale Gesundheit zu normalisieren. Das hilft sowohl der Branche als auch der Gesellschaft im Allgemeinen.

Die meisten Menschen sprechen über Sexarbeitende. Wir sind jederzeit bereit, mit Ihnen ins Gespräch zu kommen. Kontaktieren Sie uns gerne.



Berufsverband erotische und sexuelle Dienstleistungen e. V.

Köpenicker Str. 187/188 – 10997 Berlin


Zum Homepage des BesD e. V.


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Ein Kommentar zu “Der BesD e. V. stellt sich vor – Selbstbestimmte Sexarbeit”
  1. Den erwähnten Preisverfall kann ich aus persönlicher Sicht (überwiegend Escortservice) nicht nachvollziehen. Viele Damen, die vor der Pandemie 150 Euro pro Stunde nahmen, verlangen jetzt 200 Euro für eine Stunde.

    Das ganze Thema ist sowieso viel zu komplex für Pauschalaussagen. Preise sinken, wenn die Nachfrage sinkt und/oder das Angebot steigt. Während der Pandemie dürfte vermutlich weder das eine noch das andere geschehen sein. Möglicherweise gab es einen Preisverfall, weil viele Sexarbeiterinnen sich abmeldeten und das Bordell gegen ein Hotelzimmer eintauschten und die Ersparnis durch niedrigere Zimmerpreise und Schwarzarbeit an ihre Kunden weitergaben. Aus Großbritannien ist bekannt, dass wegen der Lockdowns viele typische Studentenjobs wegfielen und dass deswegen Studierende ihr Studium vermehrt durch Sexarbeit finanzierten, und diese Erhöhung des Angebots könnte zu einem Preisverfall beigetragen haben. Was hingegen Schweden betrifft, so soll es deutsche Sexarbeiterinnen geben, die in Stockholm arbeiten, weil sie dort mehr Geld verdienen als in Deutschland.

    Mir ist klar, dass all diese Einzelbeobachtungen, Vermutungen und Gerüchte den oben erwähnten Preisverfall weder belegen noch widerlegen können. Ich halte es jedoch angesicht der vielen möglichen Faktoren für falsch, einen Preisverfall als absolute Tatsache hinzustellen.

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